• Erdgaspreis über 35 Euro je MWh
  • Düsseldorf senkt Fernwärmepreis im Süden deutlich
  • Flaute bei westlichen Windturbinen-Herstellern
  • Onshore-Ausschreibung erstmals seit 2022 überzeichnet
  • Umweltbundesamt will 45 Klimaschutzprojekte stoppen
  • Grüne Wettbewerbsfähigkeit
  • Stadtwerke Springe setzen bei Ladesäulen kurz die Axt an
  • Deutschlands Hindernisse beim H2-Markthochlauf
  • Schnelles Laden bald an zwei weiteren Flughäfen
  • Deutschlandweiter Gasnetzumbau im Kommen
Enerige & Management > Personalie - DSW 21: Jacoby wird „Vorstandssprecher“
Von links: Harald Kraus, Jörg Jacoby, Ulrich Jaeger. Quelle: DSW 21 / Jörg Schimmel
PERSONALIE:
DSW 21: Jacoby wird „Vorstandssprecher“
Finanzvorstand Jörg Jacoby soll die Dortmunder Stadtwerke zunächst als „Vorstandssprecher“ in ruhiges Fahrwasser führen. Der Titel „Vorstandsvorsitzender“ ist aber nicht vom Tisch.
 
Der Aufsichtsrat der skandalgeschüttelten Kommunalholding Dortmunder Stadtwerke AG hat am 22. Juli in einer außerordentlichen Sitzung Finanzvorstand Jörg Jacoby zum „Sprecher“ eines dauerhaft dreiköpfigen Vorstands ernannt. Aus einer Mitteilung des Kontrollgremiums geht hervor, dass sich das Kontrollgremium damit einstimmig für eines der beiden zuvor in der Lokalpresse kolportierten Besetzungsmodelle entschieden hat − mit Nuancen.

Gleichzeitig stellte das Gremium die nach unten korrigierten Geschäftszahlen 2023 fest.

Der als unbelastet geltende Jacoby, dessen Vertrag als Finanzvorstand diesen April bis 2029 verlängert worden war, ist im Stadtrat unumstritten, es gab aber je nach Fraktion zwei Modelle: Die einen Fraktionen wollten ihn sofort zum „Vorstandsvorsitzenden“ küren, die anderen erst im Herbst, nachdem die verschiedenen Affären im Teilkonzern „Dortmunder Energie- und Wasserversorgung“ (DEW 21) aufgearbeitet werden, die auch die Mutter DSW zweistellige Millionenbeträge kostet.

Jacoby wird zwar „Sprecher“ des Vorstandes, aber in der Mitteilung war erstens nicht mehr von einem Antrittstermin am 1. August die Rede, sondern unausgesprochen von sofort an. Und es wird ausdrücklich vermerkt, er solle diese Funktion „bis zu seiner endgültigen Bestellung zum Vorstandsvorsitzenden in einer der nächsten regulären Aufsichtsratssitzungen ausüben“. Das Gremium bekannte sich also jetzt schon dazu, beide Modelle miteinander zu vereinen. Aufsichtsratschef OB Thomas Westphal (SPD) betonte, die weiteren Schritte seien Formsache: Die „eingeleitete Neuordnung des Vorstands“ werde man „in aller Ruhe in den regulären Sitzungsterminen nach den Sommerferien formal abschließen“.
 
Vom 1. August an „Vorstandssprecher“ und der designierte „Vorstandsvorsitzende“: Finanzvorstand Jörg Jacoby
Quelle: DSW 21 / Christian Bohnenkamp

Mit der Entscheidung sind auch die hierarchischen Leitplanken innerhalb des Vorstandes gesetzt: Jacoby löst als Primus inter pares Arbeitsdirektor Harald Kraus ab, der als dienstältester Vorstand bislang die Abwesenheitsvertretung der Vorstandsvorsitzenden Heike Heim übernommen hatte. Heim war am 10. Juli fristlos abberufen worden.

Jacoby wird auch Sprecher der Geschäftsführung der Dortmunder Stadtwerke Holding GmbH. Arbeitsdirektor Kraus bekommt aber eine weitere Geschäftsführer-Position bei der Dortmunder Stadtwerke Beteiligungsgesellschaft mbH zugestanden. DSW 21 soll nach dem Willen des Aufsichtsrats „künftig“ wieder dauerhaft einen dreiköpfigen Vorstand haben, wie es bis Anfang 2020 Tradition gewesen war. Damals setzte der damalige Vorstandschef Guntram Pehlke Jacoby als vierten Vorstand in einem neu eingerichteten Finanzressort durch.

Hintergrund war der damals anstehende und mittlerweile über die Bühne gebrachte Verkauf der Dortmunder Anteile am Kraftwerks-Betreiber Steag. Durch das abrupte Ausscheiden Heike Heims besteht der Vorstand wieder aus drei Personen. Jacobys dritter Kollege ist Verkehrsvorstand Ulrich Jaeger.

Jacoby selbst sieht es jetzt als seinen „Auftrag, nach diesen schwierigen Monaten schnell wieder Ruhe in die 21-Gruppe einkehren zu lassen und die Stadt Dortmund weiter (...) bei der Mobilitäts- und Energiewende zu unterstützen“.

DSW 21 macht immer noch Gewinn

Der DSW-21-Aufsichtsrat stellte ebenfalls den von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PKF Fasselt testierten Jahresabschluss 2023 fest und sprach erneut von einem Schaden von insgesamt 46 Millionen Euro, den die Konzernmutter aus den „Unregelmäßigkeiten“ bei der digitalen DEW-21-Vertriebstochter Stadtenergie erlitten hat. Der Schaden reduzierte den DSW-Gewinn gegenüber der Prognose vom April um 16 Millionen auf gut 75 Millionen Euro. Die Prognose war bereits kürzlich nach unten korrigiert worden.

Die Stadtenergie hat nach Darstellung der DSW 21 Abrechnungen von Energiekunden manipuliert und muss ihnen Millionenbeträge zurückzahlen.

Und die DSW 21 bekommt von der DEW 21 die eingeplante Ergebnisabführung von 30 Millionen Euro nicht. Die Differenz gleicht sie teilweise aus, indem sie den Gegenwert aus dem Verkaufserlös der Steag schon in diesem Jahr bilanziert. Zudem zahlt das Stadtwerk die Garantie-Dividende der DEW 21 an deren Mitgesellschafterin Westenergie von knapp 12 Millionen Euro aus eigener Tasche.

Heike Heim war bis diesen Juni, bevor sie zur DSW 21 wechselte, Vorstandsvorsitzende der DEW 21. Ihr wurde laut den Ruhr Nachrichten, die sich auf externe Prüfberichte berufen, nicht nur vorgeworfen, die Machenschaften bei der digitalen Tochter Stadtenergie nicht verhindert zu haben, sondern bei DEW 21 selbst zum Höhepunkt der Energiekrise an Gremien vorbei überteuerte langfristige Energieeinkäufe gebilligt zu haben.
 

Georg Eble
Redakteur
+49 (0) 8152 9311 44
eMail
facebook
© 2024 Energie & Management GmbH
Dienstag, 23.07.2024, 15:41 Uhr

Mehr zum Thema